Die Umwelt in Tunesien.
Bereits in der zu Beginn der 60er Jahre verabschiedeten Verfassung wurde der Schutz der Umwelt fest geschrieben und 1991 wurde eineigenes Umweltministerium eingerichtet. Sichtbare Erfolge gibt es beim Landschaftsschutz, hier sind vor allen Dingen die zahlreichen Wiederaufforstungsmaßnahmen mit einheimischen Gehölzen zu erwähnen, die abgeholzte Landstriche wieder in grüne Waldzonen verwandelt haben. Umweltstrasse Weiterhin gibt es inzwischen sechs Nationalparks und zahlreiche kleinere Reservate zum Schutz der teilweise vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenwelt. Die meisten Schutzgebiete dürfen nur mit einer Sondergenehmigung besucht werden, welche allerdings schwierig bis gar nicht zu bekommen ist: Im Gegensatz dazu ist das Übergangsgebiet zur Wüste und die Wüste selbst ganzjährig heiß und trocken. Regen kann hier nur für kurze Zeit fast sintflutartig niedergehen. Starke Unterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen. Noch einmal im Gegensatz dazu kann der Winter z.B. im äußersten Nordwesten des Landes besonders nasskalt und regenreich sein, in den Bergen kann durchaus Schnee fallen. 1980 wurde das Gebiet um den Ichkeul See im Norden Tunesiens von der UNESCO in die Liste der Naturdenkmäler aufgenommen, aber bereits seit 1996 steht dieser Nationalpark auf der Roten Liste. Die Errichtung von Staudämmen führt zu einer Austrocknung der Feuchtgebiete und gefährdet somit die bedrohte Pflanzen- und Vogelwelt. Müll, Luft- und Umweltverschmutzung werden mit zunehmender Industrialisierung und Bevölkerungszahl aber ein immer brennenderes Problem. Abwässer jedoch werden in Tunesien schon seit langem umweltgerecht entsorgt. Der Großraum Tunis mit seinem hohen Bevölkerungsanteil, den Industrien und Hafenanlagen leitet so gut wie keine ungeklärten Abwässer ins Meer. Auch zu den Hotelarealen entlang der Küste gehören Kläranlagen oder sie sind an die kommunale Kanalisation angeschlossen. Staatlich gelenkte Kampagnen über das Fernsehen und mit Plakaten erinnern die Bevölkerung und die Besucher an den sparsamen Gebrauch des Wassers und an die Reinhaltung der Straßen und des Landes von Abfällen. Das Umweltmaskottchen "Labib", ein stilisierter Wüstenfuchs, ist auf Plakaten oder als plastische Figur überall im Land präsent Die Sauberkeit der Strände ist dem Staat jährlich große Investitionen wert und auch die Meerwasserqualität wird immer wieder durch die Behörden kontrolliert. Der Tourismus ist allerdings auch der Grund für die massiven Probleme des Umweltschutzes wie den enormen Energie- und Wasserverbrauch, besonders der Hotels auf Djerba und in den Oasen im Süden. Die Störung des ökologischen Gleichgewichts dieser Regionen ist die Folge. Überhaupt ist das Problem der Wasserversorgung eines der drängendsten in Tunesien. Die Regenfälle reichen nicht aus, um den regionalen Bedarf zu decken, dazu dienen der einzige ganzjährig Wasser führende Fluss Medjerda, die Stauseen und das Grundwasservorkommen. Das Wasser muß oft über lange Strecken in die Städte, Industriebetriebe und auf die Felder geführt werden, aber auch in die Hotelanlagen mit ihren Swimmingpools und grünen Golfplätzen. (Teilweise werden hier allerdings auch schon mit wiederaufbereitetem Wasser die Gärten und Plätze bewässert). Der steigende Wasserbedarf führt zu immer tieferen Brunnenbohrungen und vor allem in den Sahararegionen ist bereits ein deutliches Absinken des Grundwasserspiegels zu registrieren, da hier der feh,lende Regen die fossilen Wasservorräte nicht wieder auffüllen kann. Versiegende Quellen und ausgetrocknete Brunnen sind für die Landwirtschaft und die Palmenhaine katastrophal. Wirksamer Umweltschutz kostet Geld, auch Deutschland leistet gezielte Finanzhilfe für tunesische Landschafts- und Umweltschutzprojekte, aber es bleibt noch viel zu tun. Vor einigen Jahren hat das Umweltministerium eine deutschsprachige Broschüre herausgegeben: "Ihr und unser Beitrag zu Umweltschutz". Darin werden die Umweltprobleme erläutert und dem Besucher Tipps zu umweltfreundlichen Verhalten gegeben. Alle guten Maßnahmen und Ideen und Projekte zum Schutz der Umwelt nützen jedoch wenig, solange die Bevölkerung noch nicht genügend sensibilisiert ist, die eigene Umwelt in Ordnung zu halten. Jedem Besucher, der zum ersten mal ins Land kommt und sich außerhalb der perfekt gepflegten Hotelarealen bewegt, fällt der Dreck und der Müll, der überall achtlos in der Landschaft liegt, unangenehm ins Auge. Müllentsorgung und Straßenreinigung gibt es nicht regelmäßig, und außerdem sorgen Wind, Hunde und Katzen dafür, daß auch evtl. gesammelter Müll wieder im Umfeld verteilt wird. Die allgegenwärtigen Plastiktüten, Plastikflaschen und Dosen häufen sich im Gelände und am Straßenrand. Freie Plätze werden als wilde Müllkippen mißbraucht und niemand scheint das zu stören. Hier scheint nicht nur die Aufklärungsarbeit gefordert zu sein, sondern auch die Organisation.